Villa Myriam


Die Villa Myriam wurde 1903 für Ruggero Leoncavallo gebaut nach Plänen des Architekten Bernasconi, der ein Jahr zuvor unter Mithilfe des Komponisten und auf Initiative des Bürgermeisters Francesco Balli das Theater von Locarno gebaut hatte. Im Tessin, in Vacallo und in Cannero an den Gestaden des Lago Maggiore war Leoncavallo Jahre zuvor auch den Spuren von Giacomo Puccini gefolgt. Nach den internationalen Erfolgen und dem damit verbundenen Wohlstand entschloss sich der Komponist, in Erinnerung an das milde Klima und die Gastfreundlichkeit, sich in Brissago niederzulassen. Hier sollte er die Momente der Ruhe geniessen, die ihm die anstrengende kompositorische und musikalische Arbeit erlaubte. Wie man auf den Fotos erkennen kann, handelte es sich um eine Villa im "Liberty"-Stil (Jugendstil), die in ihren Dekorationen und in vielen architektonischen Details Einflüsse von verschiedenen anderen Quellen aufweisen. Sehr inspirierend wirkte der die Villa umgebende Park, der sich zum Lago Maggiore hin öffnete und in dem Leoncavallo Statuen aufgestellt hatte, die einige der bedeutendsten Figuren aus seinem Opernschaffen darstellten. (Die Statue der Zaza und des Roland von Berlin stehen heute im bzw vor dem Museum im Palazzo Baccalà). Aber auch unter dem rein architektonischen Gesichtspunkt stellte die Villa Leoncavallo eine elegante eklektische Manifestation dar: vom maurischen Einfluss bei den Fenstern bis zu den gewichtigen mittelalterlichen Statuen, die sich einfügten in den Gartenzauber der ganzen Anlage. Die Ereignisse, die zum Abriss dieses wichtigen architektonischen und historischen Zeugnisses geführt hatten, gehen auf die Jahre 1974 - 1978 zurück. Die damaligen Besitzer der Villa publizierten im Laufe der Jahre 1974/75 in Tessiner Zeitungen mehrere Inserate um die Villa zu verkaufen, aber es war kein Interesse da. Auch der Gemeinde Brissago wurde ein Angebot gemacht mit einem Preis von 700'000 Fr. Die Gemeinde hatte bereits eine grosse Investition im Programm mit dem Kauf der Casa Baccalà. Daher kamen für die Gemeinde weitere Ausgaben von dieser Grösse nicht in Frage. Trotz des Interesses einer Privatperson scheiterten die Verkaufsverhandlungen. Am 13. März 1978 liess der Architekt Marco Bernasconi im Auftrag der Besitzer und mit der Genehmigung der Gemeinde die Villa abreissen, um auf dem Grundstück ein Mehrfamilienhaus zu errichten.